15.04. - 07.05.21 Gran Canaria

Wir kommen gegen 17.30 Uhr in Gran Canaria an. Das Wetter erinnert an deutschen Dauerregen und wir fahren direkt zum „Jardín Botánico Canario Viera y Clavijo“ kurz botanischer Garten genannt, nahe Las Palmas de Gran Canaria. Wir steuern den „unteren“ Eingang an und stellen fest, dass es hier einen neuen, sehr geräumigen Parkplatz gibt. Leider ist die Schranke zu. Am ehemaligen unteren Haupteingang steht ein Schild, dass überhaupt nicht hilfreich ist, da wie sich herausstellt nur Fehlinformationen geliefert werden. Also übernachten wir an einem nahegelegenen Schotterparkplatz an der Straße. Am frühen Morgen werden wir durch extrem lautes und reichliches krähen geweckt. Das erklärt sich, als wir eine freilaufende Hühnerschar mit drei Gockeln entdecken, die sich direkt um unseren Sprinter tummeln.

Baum, Wurzeln

Auf unserem Weg zum „oberen“ Eingang sehen wir, dass der neue Parkplatz jetzt – entgegen aller Angaben auf den Schildern geöffnet ist. Also nichts wie hin und los geht es. Der Eintritt ist übrigens frei! Gegründet wurde der Garten von dem schwedischen Botaniker Erik Ragnar Svensson im Barranco de Guiniguada. Uns begeistert die gelungene Kombination aus natürlich gestalteter Umgebung und botanischer Pflanzensammlung. Anders als der botanische Garten in Puerto de la Cruz auf Teneriffa - dort sollten exotische Pflanzen für das spanische Festland akklimatisiert werden – widmet dieser Garten sich den kanarischen Endemiten. Er beherbergt u.a. die größte Samenbank kanarischer Pflanzen weltweit. In dem rd. 27 Hektar großen Garten kann man sich einige Stunden aufhalten und wird dann neben Besonderheiten der Flora auch eine interessante Fauna vorfinden.

Gran-Canaria-Rieseneidechse (Gallotia stehlini)

Das besondere Highlight sind die hauptsächlich in der Nähe der Steilwände des Barrancograbens lebenden Gran-Canaria-Rieseneidechsen (Gallotia stehlini). An der im hinteren Teil des Gartens liegenden Brücke über den Barranco kann man sie zuverlässig finden. Die Rieseneidechsen erreichen ausgewachsen eine Gesamtlänge von mehr als 80 Zentimeter. Ältere Tiere erkennt man an dem immer massiger werdenden Kopf und der hellen Färbung der Kehlen und Wangenpartie. Die erwachsenen Tiere sind Vegetarier und haben eine Vorliebe für süße, überreife Früchte und Tomaten, was sie bei den Landwirten nicht gerade beliebt macht.

Ein Rundgang durch den Jardín Botánico Canario Viera y Clavijo

Nach dem Besuch des Botanischen Gartens fahren wir auf direktem Weg nach Maspalomas. Dort herrscht auch wieder strahlender Sonnenschein und wir legen einige ruhige Strandtage ein. Im Verhältnis zu Lanzarote und Fuerteventura ist hier richtig viel los. Der Strand ist ziemlich gut gefüllt, vor allem an den Wochenenden, allerdings ist an dem kilometerlangen Sandstrand so viel Platz, dass jeder reichlich Platz um sich herum hat.

Lagune Maspalomas, Sanddünen, Berge, Gran Canaria

Jeden Morgen, wenn wir mit den Fahrrädern von unserem Parkplatz zum Strand fahren, kommen wir an der Lagune La Charca vorbei. Dieses Naturschutzgebiet grenzt direkt an die Dünen von Maspalomas und ist ein vielfältiges, Brackwasser führendes Ökosystem. Aus dem nur periodisch wasserführenden Barranco de Fataga wird die Lagune bei Regen mit Süßwasser gespeist. Bei Sturm und hohem Seegang, wird die schmale Sandzone zwischen Lagune und Meer aber ebenfalls durchbrochen und es gelangt Salzwasser mit den entsprechenden Fischen etc. in die Lagune hinein. Bei dem somit stark schwankenden Salzgehalt der Lagune kein einfacher Lebensraum und trotzdem ein extrem stark besiedelter.

Lagune La Charca, Maspalomas, Gran Canaria

Nach den vielen Regenfällen in den Wintermonaten muss das Pflanzenwachstum in der Lagune sehr stark gewesen sein. Jetzt sterben viele dieser Pflanzen wieder ab und die Lagune müffelt extrem übel. So stark haben wir das noch nie erlebt. Auch wenn man es kaum nachvollziehen kann, leben in dieser Brühe sehr viele Fische und erfreuen sich bester Gesundheit – jedenfalls solange, bis sie einem der Reiher, Löffler, Möwen etc. zum Opfer fallen.

Die Lagune ist bei Ornithologen bekannt und man findet fast immer Vogelfreunde mit großen Objektiven oder Spektiven vor. Meine neue Kamera eröffnet mir ebenfalls deutlich mehr Beobachtungsmöglichkeiten und ich staune, wie viele verschiedene Vogelarten hier zu beobachten sind. Bei dem Moddergeruch braucht man aber schon eine gewisse Leidensfähigkeit um für eine längere Fotosession hier auszuharren.

Die Lagune La Charca und ihre gefiederten Besucher

Übrigens sind auch in Maspalomas einige Rieseneidechsen zu beobachten. Wir haben sie an der Lagune in der Nähe der Vogelbeobachtungsstation und an der archäologischen Fundstätte Punta Mujeres entdeckt. Bei dieser handelt es sich um die Reste einer Siedlung der Ureinwohner, die umzäunt ist und nicht betreten werden kann. Das gefällt den Echsen und da sie von Besuchern gerne mit Obst gefüttert werden, sind einige beeindruckend große Exemplare zu beobachten.

Rieseneidechse Gran Canaria

Nach einer Woche Strandleben – es ist durchgehend heiß und sonnig - sehnen wir uns nach Abwechslung und beschließen spontan uns für eine Woche in der Villa Eden einzuquartieren. Vor rd. 10 Jahren haben wir in dieser kleinen Apartmentanlage mit ihrem fantastischen Garten einen Pauschalurlaub verbracht und erinnern uns immer noch gerne an diese Zeit. Wir haben sehr viel Glück und finden nur rd. 100 Meter entfernt einen Parkplatz für den Sprinter. Das erweist sich auch als hilfreich, da wir in den kommenden Tagen noch gefühlte 100 mal zum Womo laufen um irgendetwas zu holen.

Blick von unserem Balkon in den Garten der Villa Eden
Blick von unserem Balkon in den Garten der Villa Eden

 Anders als die anderen Gäste interessiert uns der nahegelegene Sandstrand überhaupt nicht.

Warum sollten wir zum Strand gehen? Das konnten wir in den letzten Monaten fast jeden Tag. Wir genießen die Liegen im Schatten der Palmen, die Geräumigkeit des Appartments, die Mahlzeiten auf dem Balkon mit dem herrlichen Gartenblick und nach so langer Zeit im Womo sind auch die Dusche und die Gelegenheit die ganze Wäsche zu waschen ein sehr geschätzter Komfort.

Das Ganze gefällt uns so gut, dass wir sogar noch mal um eine Woche verlängern. Dann ist aber auch genug und wir treffen uns wieder mit Inma und Stefan, die inzwischen auch in Maspalomas angekommen sind.

 

Impressionen Maspalomas 2021

Gemeinsam mit unseren Freunden fahren wir zu einem Stellplatz (Area de Caravanas, Corral de Los Juncos ) in der Nähe des Roque Nublo. Um auf diesen Plätzen stehen zu dürfen, ist eine Reservierung im Internet erforderlich (kostenlos). Allerdings muss man beim ersten Mal persönlich in Las Palmas beim Cabildo vorbei schauen und sich dort anmelden. Dieser Aufwand ist uns zu viel, da wir recht zügig nach Teneriffa weiterreisen wollen und so lassen wir es einfach darauf ankommen.

Degollada de las Yeguas , Gran Canaria, Berge
Blick vom Mirador Degollada de las Yeguas

Die Fahrt in die Berge ist nach so viel Strand und Meer einfach nur überwältigend. Wir fahren auf der GC 60 und schon der erste Aussichtspunkt, der Degollada de las Yeguas (Degollada = Mulde, Bergsenke) ist ein landschaftliches Erlebnis. Weit reicht der Blick durch die Berglandschaft und auf der anderen Seite kann man sogar noch die Dünen von Maspalomas sehen. In ihrem weiteren Verlauf schraubt sich die Straße mit vielen Kurven immer höher, bis sie auf rd. 900 Metern Höhe San Bartolome de Tirajana erreicht. Wir folgen ihr weiter bis zur Degollada de Cruz Grande. Von hier hat man einen Ausblick auf zwei verschiedene Täler. Auf der einen Seite liegt die Caldera de Tirajana, und auf der anderen das Becken von Chira. In der Caldera de Tirajana sind durch die Erosion alte vulkanische Gesteine freigelegt, wie z.B. der selbst von der Küste zu sehende weiße Schlot „Risco Blanco“.

Und weiter geht es aufwärts. Als wir bei Ayacata auf die GC 600 wechseln, haben wir rd. 1300 Meter Höhe erreicht. Der Corral de Los Juncos liegt auf rd. 1700 Metern Höhe im Parque Rural del Nublo und ist über eine kurze Piste entlang eines Pinienwäldchens der GC 600 abzweigt. Direkt hinter dem kaum belegten Platz fällt das Gelände steil ab bis zu dem Örtchen La Culata auf 1200 Metern Höhe. Dahinter erheben sich der Roque Nublo (1813 Meter) und etwas entfernt der Roque Bentayga (1412 Meter) Beides sehr eindrucksvolle Vulkanschlote, die wir vor zwei Jahren näher besichtigt und erwandert haben. Das ganze fantastische Panorama wird bei guter Sicht vom Gipfel des Teide gekrönt – und heute haben wir gute Sicht und mein „Fotografen Ich“ ist rundum glücklich.

Blick über den Roque Nublo und Roque Bentayga bis zum Teide
Blick über den Roque Nublo und Roque Bentayga bis zum Teide
Zistrose Gran Canaria, rosa Blüte im Gegenlicht

Anders als angenommen, wird der Stellplatz zweimal täglich von Rangern kontrolliert. Dank der Vermittlung von Inma und Stefan und da der Platz so leer ist, drückt der Ranger ausnahmsweise beide Augen zu und wir dürfen diese eine Nacht bleiben.Also begebe ich mich noch einmal entspannt auf Fototour. Am Berghang blüht duftender gelber und weißer Ginster und die zarten, immer etwas zerknittert wirkenden Blütenblätter der Zistrosen kommen im Licht der tiefstehenden Sonne besonders gut zur Geltung. Doch die Flora hat hier noch viel mehr zu bieten. Dickblattgewächse wie Sempervivum und Aeonium aber auch den Löwenzahnbaum (Sonchus canariensis) und viele Flechten. Zu meiner Überraschung entdecke ich auch einige Rieseneidechsen. Sie sind nicht so groß wie an der Küste, aber das sie auf dieser Höhe leben finde ich erstaunlich.

Abendstimmung, Gran Canaria, Roque Nublo, Roque Bentayga, Teide

Den Abend verbringen wir gemütlich mit Inma und Stefan und nach einem gemeinsamen Frühstück brechen wir am nächsten Morgen auf in Richtung Agaete von wo wir die Fähre nach Teneriffa nehmen wollen.

Doch zuerst geht es auf der GC 150 weiter durch die überreich blühende Berglandschaft Gran Canarias. Der Mirador Degollada Becerra bietet einen Blick zum Roque Bentayga und da das Wetter immer noch sehr klar ist, reicht der Blick wieder bis zum Teide. Wir folgen weiter der GC 150. Unser Ziel ist der Parque Natural de Tamadaba.

Panoramablick vom Mirador Degollada Becerra
Panoramablick vom Mirador Degollada Becerra

Vorher erreichen wir jedoch noch ein weitere Highlight an dieser Strecke, die Caldera de Galdar. Die Caldera mit einem Durchmesser von rd. 400 Metern gehört zur letzten Periode von Vulkanausbrüchen auf Gran Canaria und ist ca. 3000 Jahre alt. Der obere Aussichtspunkt (Mirador de Pinos de Galdar) liegt im einem schönen Waldgebiet mit großen, alten Kanarische Kiefern, die von den verheerenden Waldbränden in 2019 verschont blieben. Das kann man von den Gebieten, durch die wir im Anschluss fahren leider nicht behaupten. Soweit das Auge blickt sehen wir Kiefern im Notaustrieb. Glücklicherweise ist die Kanarische Kiefer ( Pinus canariensis) aufgrund ihrer dicken Rinde gegenüber Waldbränden recht unempfindlich. Fast alle Bäume in den betroffenen Gebieten treiben wieder aus. Derzeit sehen sie aber eher wie ein Pfahl mit grünen Büscheln aus, als wie eine Kiefer.

Caldera de Galdar
Caldera de Galdar

Je näher wir dem Naturreservat Pinar de Tamadaba kommen, umso deutlicher wird, dass dieses Gebiet von den Bränden auch nicht verschont geblieben ist. Wo wir vor zwei Jahren noch durch einen Märchenwald mit großen Kiefern fuhren - über und über mit langen Flechten behangen - ist jetzt kaum noch etwas davon zu sehen. Nur auf einzelnen „Inseln“ haben Bäume mit Flechten überlebt. Die Bodenvegetation – Zistrosen. Lorbeer, etc. treiben zügig wieder aus. Aber bis diese Flechtenschleppen nachgewachsen sind wird es sehr lange dauern. Nach einer Rundfahrt um den Gipfel des Tamadaba (1443 Meter) stellen wir fest, dass das Feuer in dem Richtung Küste liegenden Gebiet glücklicherweise weniger Schaden angerichtet hat.

 

Vom Roque Nublo zum Parque Natural de Tamadaba

Über die GC 222 fahren wir nach Agaete und es ist ernüchternd, aus der, trotz Waldbrandschäden bezaubernden Gebirgswelt, wieder an die stark bebaute Küste zu kommen. Wir fahren direkt in den Hafen und schon eine knappe Stunde später geht unsere Fähre nach Santa Cruz de Tenerife (07.05.2021; 121,87 Euro).