01.03. - 20.03. Lanzarote/Fuerteventura

Das Wetter Anfang März auf Lanzarote ist durchwachsen. Wir stehen in Playa Blanca auf einem Platz nahe dem Beginn des Wanderweges in das Naturschutzgebiet Los Ajaches mit den bekannten Papagajostränden. Bei gutem Wetter machen wir einen ca. 20 minütigen Spaziergang über die kargen Hügel bis zum Playa Mujeres, der bei gutem Wetter eindeutig unser Lieblingsstrand ist.

Playa Mujeres

Bei weniger gutem Wetter spazieren wir entlang der Küste bis zum Jachthafen von Playa Blanca und verschaffen uns so etwas Bewegung. Sehr viele der großen Hotels sind geschlossen. Am Strand treffen wir Elke und Rolf, die auch längere Zeit mit ihrem Wohnmobil auf Lanzarote unterwegs sind. In Playa Blanca haben sie sich zur Abwechslung in eine Bungalowanlage eingemietet, die eine Kapazität für rd. 240 Besucher aufweist. Die Beiden sind dort aber die einzigen Gäste – schon ein sehr seltsames Gefühl!

Ein Spaziergang an der Promenade von Playa Blanca

Die Gartenanlagen entlang der Promenade sind gut gepflegt und tropische Pflanzen wie Hibiskus, Bougainvillea, Wandelröschen und Aloe Vera blühen prächtig. Außerhalb der Gartenanlagen sieht das anders aus. Die Blütenpracht der letzten Wochen ist deutlich auf dem Rückzug und viele der bunten Blumenwiesen sind schon fast wieder vertrocknet. Allerdings scheint es jede Menge Raupen zu geben. Bei einer Fotoreihe hatte ein Spatz eine Raupe im Schnabel, keine 2 Minuten später waren es mindestens Fünf.

Tropische Blütenpracht in den Gärten


Flora und Fauna am Wegesrand

An einem steinigen und nicht sehr attraktiven Strand vor dem riesigen Sandos Papagayo Hotelkomplex (derzeit vollständig geschlossen) entdecke ich in einem Gezeitentümpel eine skurril aussehende Meeresschnecke. Es handelt sich um einen Geringelten Seehasen (Aplysia dactylomela). Keine Ahnung wie man auf die Bezeichnung „Hase“ kam. Mit ihren schwarzen Ringen und Fecken auf der gelblich beigen Haut trägt die Schnecke eher einen Leopardenlook.

 

Die Schnecke hat keine Berührungsängste und kriecht bereitwillig auf meine Hand. Deutlich ist ihre Raspelzunge zu spüren. Bei Gefahr können sich Seehasen wie Tintenfische in eine Tarnwolke hüllen. Nur das die Farbe ihrer Tinte knallviolett ist. Ich schaukel den Seehasen etwas auf meiner Hand herum, da ich die Tinte zu gerne einmal sehen würde. Allerdings fühlt sich das Schnecklein wohl überhaupt nicht gefährdet. Es gibt keine Tinte.

Es war schön, Lanzarote einmal so intensiv kennenzulernen, aber wir merken immer mehr, dass uns die Abwechslung und neue Eindrücke fehlen. Unser Wunsch nach Fuerteventura weiterzureisen wird größer und es zeichnet sich ab, dass in Kürze die Reisesperre aufgrund des stetig sinkenden Inzidenzwertes aufgehoben wird. Als Touristen betrifft uns das zwar nicht unbedingt, da wir mit dem Nachweis zumindest einer Übernachtung in einer touristischen Unterkunft die Insel hätten verlassen können, aber so ist es uns trotzdem lieber. Am 11.03. buchen wir im Hafen von Playa Blanca unser Ticket (75 Euro; Fährgesellschaft FRS) für den Folgetag und machen noch eine Runde über die Insel um uns von unseren Freunden zu verabschieden.

Palme am Strand, Playa Flamingo
Palme am Strand, Playa Flamingo

Die Überfahrt nach Fuerteventura am 12.03. verläuft problemlos. Nach einem letzten Spaziergang entlang der Strandpromenade zum Playa Flamingo finden wir uns rd. 1 Stunde vor Abfahrt am Fähranleger ein. Die Fähre ist sehr voll und wir müssen seitlich zwischen Schiffswand und den zahlreichen gelben Stützen einparken. Das ist Zentimeterarbeit! Kurz vor der Ankunft in Corralejo haben wir einen guten Ausblick auf die vorgelagerte Insel Los Lobos, nur leider schränkt ein leichter Calima die klare Sicht doch ziemlich ein.

In Fuerteventura angekommen fahren wir direkt zu den endlosen Stränden in dem Dünengebiet El Jable, dass an der nordöstlichen Küste der Insel liegt und im Norden von Corralejo und im Süden durch den Vulkankrater des Montana Roja begrenzt wird. Wie schon vor zwei Jahren finden wir einen ruhigen Stellplatz am Hotel Riu Oliva Beach. Dies ist eines der beiden architektonischen Schandflecken in dieser Gegend und momentan geschlossen. Zumindest der äußere Zustand des Hotels lässt darauf schießen, dass es auch nicht so schnell wieder eröffnen wird.

 

An den „Grandes Playas“ weht die rote Fahne stramm im Wind und der Gedanke an ein Badevergnügen kommt erst gar nicht auf. Am nächsten Tag ist es immer noch windig, bewölkt und Calima-staubig und wir beschließen nach Lajares zu fahren. Leider sind Klaus und Gisela, die wir vor zwei Jahren hier kennengelernt haben, nicht zuhause und wir fahren weiter nach El Cotillo. Am geschützt liegenden Playa Concha können wir trotz des unruhigen Wetters ganz gut am Strand ausspannen. Der Strand hat seinen Namen von der - einer Jakobsmuschel ähnelnden - Form und nicht weil man hier viele Muscheln finden kann.

Wir möchten die Cueva del Llano bei Villaverde besuchen, aber es bleibt bei dem Versuch, da die Vulkanhöhle auf unbestimmte Zeit wegen Einsturzgefahr geschlossen ist. Nun – dann versuchen wir es halt noch mal in den Dünen von El Jable. Das in 1982 zum Naturschutzgebiet (Parque Natural de Corralejo) erklärte Dünengebiet umfasst rd. 2000 Hektar und erstreckt sich über 11 Kilometer. Da sollte jeder sein einsames Strandplätzchen finden.

 

Nahe am Strand führt eine Straße durch den fast weißen Sand. In Richtung Strand dürfen die Dünen betreten werden. In die andere Richtung nicht. Nur hält sich halt keiner daran. Es ist schon erstaunlich, wen man so alles in den geschützten Dünen sieht. Wanderer, einen Golfspieler und sogar ein Hochzeitspaar mit Fotografin und das alles trotz diesiger Calima-Sicht.

Grandes Playas mit Blick auf Los Lobos
Grandes Playas mit Blick auf Los Lobos

Wir kehren wieder an den Playa Concha zurück, da es hier einfach wind - und wellengeschützter ist als an den Grandes Playas. Wir staunen, wie viele Camper hier auf Fuerteventura unterwegs sind – und zwar auch sehr viele deutsche Camper. Da war Lanzarote doch viel ruhiger! Leider stehen viele von ihnen auf allen nur erreichbaren Plätzen möglichst direkt am Meer und das auch entlang der Piste vom Faro del Toston nach Corralejo für die nicht nur ein Camping- sondern sogar ein Parkverbot gilt. Das hat in der Vergangenheit schon Ärger gegeben und es ist nur zu hoffen, dass dieses Verhalten nicht zu drastischen Verboten bzw. Einfahrschranken etc. führt.

 

Wir stehen auf dem großen Parkplatz direkt am Playa Concha zwar nicht so idyllisch, dafür aber strandnah und von der Polizei toleriert. Hier lernen wir auch Inma und Stefan aus München kennen, die ein Sabbatical für eine ausgedehnte Reise mit Wohnmobil und Motorrad nutzen.

Am Beginn der Piste  entlang der Küste vom Leuchtturm Faro del Toston bis nach Corralejo.
Am Beginn der Piste entlang der Küste vom Leuchtturm Faro del Toston bis nach Corralejo.
Lagunen, Fuerteventura, Leuchtturm, Faro del Toston

Einen sonnigen, klaren Tag nutzen wir um die oben beschriebene Piste unter die Räder zu nehmen. Das aus Naturschutzgründen an den vielen kleinen Buchten nicht gecampt werden darf können wir gut verstehen. Wozu aber das Parkverbot dient verstehen wir nicht so recht. Es wird von etlichen Badegästen, Individualsurfern und ganzen Surfschulen ohnehin ignoriert.

 

Die schönsten Buchten in denen das Meer türkisfarben über einem Sandstrand schimmert befinden sich direkt am Beginn der Piste in Sichtweite des Leuchtturmes Faro del Toston. Je weiter man auf der sehr gut in Stand gehaltenen Piste Richtung Corralejo kommt, umso steiniger werden die Ufer und umso größer die Wellen. Landschaftlich aber eine nette Tour und für jedes Fahrzeug problemlos machbar.

Kurz vor dem Örtchen Majanicho beginnen die sogenannten Popcorn-Strände. Diese Strände sehen zwar aus, als wäre hier eine Popcornmaschine außer Rand und Band geraten, aber es handelt sich natürlich weder um gepoppten Mais noch - wie oft behauptet - um Korallen. Was hier angeschwemmt wird sind Kalkalgen. Ihr wissenschaftlicher Name „corallinales“ führte wohl zu der Verwechslung mit „Korallen“, die aber von Tieren und nicht von Pflanzen gebildet werden. Somit ist dieses „Popcorn“ vegan aber nicht besonders zahnfreundlich. Als Badestrände sind die Popcorn Beaches eher ungeeignet. Aber die Ähnlichkeit der Kalkalgenskelette mit echtem Popcorn ist schon faszinierend und zieht viele Besucher an.

Nach dieser Tour kehren wir an den Playa Concha zurück und genießen dort Sonne, Sand und Meer. Da es etwas windiger geworden ist, kommt unsere Strandmuschel zum Einsatz. Wir sind mit ihr sehr zufrieden. Auf- und Abbau sind auch bei starkem Wind einfach und mit den zusätzlichen, breiten Heringen bleibt sie auch dort wo sie hingehört.

Unser nächstes Ziel ist der "Barranco de Los Encantados". Es handelt sich um eine Schlucht mit interessanten Sandsteinformationen. Den Hinweis zu dem Barranco haben wir auf der sehr informativen Seite www.sunnyfuerte.com gefunden.

 

Hinter El Cotillo folgen wir der Küstenpiste nach Süden. Rd. 7 km später mündet die von jedem Fahrzeug einfach zu befahrende Piste in den „Barranco Esquinzo“. Nach weiteren 800 Metern trifft der Barranco de la Muley in den Barranco Esquinzo. Hier parken wir den Sprinter auf einer kleinen Freifläche und folgen dem noch recht unspektakulär aussehenden Mündungsbereich des Barrancos in westlicher Richtung. Nach rd. 1,5 km mündet der "Barranco de Los Encantados" in den "Barranco de la Muley" und hier sollen sich auch die interessantesten Steinformationen befinden.

 

Im Internet kann man sie noch finden – in der Natur seit einigen Jahren leider nicht mehr. Gemeint sind die fantastischen Bilder einer Felsformation in Form eines Mannes mit Baskenmütze und der im schräg gegenüberstehenden Frau. Aber auch die anderen Sandsteinformationen haben ihren Reiz. Leider wurden die Felsen fast flächendeckend von etlichen Idioten – sorry ein anderer Begriff fällt mir dazu nicht ein – verunstaltet, die sich mit Ritzungen im dem weichen Sandstein verewigt haben. Kein Wunder, dass die Einheimischen immer zurückhaltender mit Insidertipps zu interessanten Orten werden.

Barranco de Los Encantados, Barranco, Fuerteventura

Nach der Wanderung wollen wir Richtung Tindaya weiterfahren und folgen der Piste durch den „Barranco Esquinzo“. Die bislang hervorragende Pistenqualität ändert sich schlagartig und nun windet sie sich als schmale, holperige Schlängellinie durch den dichten Tamariskenbewuchs des naturbelassenen Flussbettes. Der Sprinter bekommt ein paar neue Streifen in der seitlichen Lackierung und die eine oder andere Tamariske büßt ein paar Äste ein. Mangels Wendemöglichkeiten geht das auf den nächsten 3 km so weiter. Dann verlässt die Piste den „Barranco Esquinzo“ und die restlichen 4 km bis Tindaya führen durch freie Landschaft.

Landschaft Fuerteventura
Windmühle bei Tefia

Nach diesem ungeplanten Pistenabenteuer machen wir in Tefia einen kurzen Stopp und schauen uns die liebevoll restaurierten alten Windmühlen an.

 

Der Sprinter vor den Windmühlenflügeln – das hat etwas von Don Quijote...

 


Weiter geht es nach Puertito de los Molinos einem sehr kleinen Örtchen an der Mündung des „Barranco de los Molinos“. Einen Badestrand gibt es hier nicht – jedenfalls nicht zu dieser Jahreszeit und bei der derzeit herrschenden Brandung. Somit wird auch nichts aus der Besichtigung der Hauptattraktion des Ortes. Nur ein Schild am Ortseingang zeigt uns die prächtige Höhle, die bei Ebbe und im Sommer ein Erlebnis ist. Wir folgen dem Klippenpfand auf der rechten Seite und können die Höhle kaum erkennen so hoch steht das Wasser. Immerhin ist der Ausblick auf den kleinen Ort von hier aus recht hübsch.

Puertito de los Molinos

Ein Weg erst rechts durch den Ort und anschließende über die Klippen führt zu kleinen Naturpools, die bei dem Wetter aber kein attraktives Ziel sind. Wir machen noch einen kurzen Spaziergang entlang des Wasser führenden „Barranco de los Molinos“. Ein Schild weist auf das Vogelschutzgebiet hin. Die deutsche Übersetzung lässt uns schmunzeln.

Wie man auf dem Plakat sehen kann, gehören auch die Hausenten zu den örtlichen Attraktionen. Sie bevölkern in stattlicher Anzahl den Mündungs-bereich des Barrancos und sorgen mit ihren Hinterlassenschaften für einen sehr hohen Nährstoffgehalt des Wassers. Man sieht es nicht nur, man riecht es auch und deshalb entschließen wir uns am Abend nach Antigua zu fahren.