01.02. - 28.02.2021 Lanzarote

gelbe Blumenwiese, Lanzarote, Frühling, Risco de Famara

Um auch die Blütenpracht an anderen Stellen Lanzarotes bewundern zu können, machen wir einen Ausflug zum Risco des Famara. Unsere erste Station ist der Mirador de Guinate. Die Aussicht über die steil abfallenden Klippen des Risco ist gigantisch, aber leider ist es ziemlich bewölkt. Deshalb fahren wir weiter Richtung Haria und kurz darauf haben wir strahlenden Sonnenschein und kaum Wind. Eine echte Seltenheit auf den Gipfeln des Risco. Haria heißt ja auch das Tal der tausend Palmen und ist von daher schon verhältnismäßig grün. Jetzt jedoch erstrahlen die Felder in überwiegend gelber Blütenpracht und geben dem Tal einen ganz anderen Ausdruck.

Haria im Tal der tausend Palmen. Wir haben nicht nachgezählt ;-))
Haria im Tal der tausend Palmen. Wir haben nicht nachgezählt ;-))
Haria im Frühling. Die Farbenpracht der blühenden Wiesen stellt sogar die Palmen in den Schatten.
Haria im Frühling. Die Farbenpracht der blühenden Wiesen stellt sogar die Palmen in den Schatten.

Von Haria aus fahren wir zur Ermita de las Nieves, die auf einer Höhe von 604 Metern am Rand der Steilklippen des Risco liegt. Kurz vor der Ermita erstreckt sich eine weite Fläche, die für unsere Augen wie ein blühendes Rapsfeld aussieht. Allerdings wird diese kleine, von mir noch nicht identifizierte Pflanze, nur ca. 30 cm hoch und es handelt sich auch nicht um ein eingesätes Feld. Für die Einheimischen ist es aber die absolute Attraktion. Nicht jeder Winter bringt so viel Regen, dass es für diese üppige Blütenpracht reicht und die Menschen nehmen begeistert ein Bad im Blütenmeer. Man spaziert hindurch, fotografiert die Blumen und in deren Mitte die Familie, Babys und Hunde. Bei all der Begeisterung für die frühlingshafte Flora verliert man fast den Blick für die grandiose Aussicht auf die Bucht von Famara und die kleinen Blütenschätze am Wegrand. Bei einem Rundgang um die Ermita können wir diese Aussicht aus immer anderen Blickwinkeln genießen und das bei fast totaler Windstille.

Da es heute so angenehm windstill auf dem Risco ist, fahren wir noch zu dem nahegelegenen Mirador del Bosquecillo. Die Piste dorthin ist schmal und ziemlich ausgewaschen. Mit viel Glück bekommen wir noch einen Parkplatz und wandern zuerst entlang der Steilküste Richtung Famara.

Die Vegetation wird hier von dem üppig sprießenden, an Fenchel erinnernden, Lanzarote Rutenkraut (Ferula lancerotensis) dominiert. Es steht unter Naturschutz und leuchtet weithin mit seinen wunderschönen, duftenden, gelben Blütenständen, die bis zu 1,50 Meter hoch werden. In dieser Form kommt es nur auf Lanzarote und sehr selten auf Fuerteventura vor. Varianten dieser Art gibt es allerdings im gesamten Mittelmeerraum.

Die Lanzarotenos nennen es „Tajasnoyo“ und verfüttern es gerne an ihre Ziegen. Das frische leuchtende Grün des Rutenkrautes und seine gelben Blüten vor dem Hintergrund des rd. 600 Meter tiefer liegenden Meeres sind schon ein imposanter Anblick.

 

Eine weitere Pflanze, die derzeit die Landschaft auf Lanzarote prägt ist der Löwenzahnbaum (Sonchus fruticosus). Diese Gänsedistel sieht aus wie ein riesiger Löwenzahn mit ihren gezackten Blättern und den gelben Blüten. In dem frostfreien Klima der Kanaren verholzt der Stamm und die Pflanze kann bis zu 2 Metern groß werden. In der trockenen Jahreszeit zieht sie ein und überdauert als „trockener“ Stock. Noch haben die Pflanzen nur Knospen und wir beschließen demnächst noch mal wiederzukommen.

Die Landschaft entlang des Klippenpfades vom Mirador Richtung Famara ist einfach grandios. Man kann überall bis direkt an die Abbruchkante herantreten. Der Blick schweift dann senkrecht über 600 Meter abwärts.

 

An einer Stelle erinnert ein kleines Gedenkkreuz daran, dass man nicht leichtsinnig werden sollte. Gerade bei böigem Wind kann es hier schnell sehr gefährlich werden.


Der Weg führt an einem Abstieg zu zwei Höhlen vorbei.Ich tue ja einiges für ein gutes Fotomotiv - aber da herunterklettern das geht gar nicht. Einmal ausrutschen - und das war´s dann.

Wanderung am Mirador de Bosquecillo

Am südlichsten Punkt der Wanderung mit Blick auf den Playa de Famara
Am südlichsten Punkt der Wanderung mit Blick auf den Playa de Famara
Am nördlichsten Punkt unser Wanderung - ebenfalls mit Blick auf den Playa de Famara
Am nördlichsten Punkt unser Wanderung - ebenfalls mit Blick auf den Playa de Famara
Kristall-Mittagsblume (Mesembryanthemum crystallinum L.)

Bevor wir fahren, decke ich mich noch mit einem Vorrat der Kristall-Mittagsblume (Mesembryanthemum crystallinum L.) ein, die hier oben üppig wächst und die uns Ann als Salat empfohlen hat. Sie schmeckt sehr zart, saftig und leicht salzig und ist auch bekannt als Barilla, Eiskraut oder Sodapflanze. Früher wurde sie auch wirtschaftlich genutzt, um den Grundstoff Natriumcarbonat für die Seifenherstellung zu liefern. Der Anbau als Sodapflanze war sehr einfach. Die Mittagsblume wuchs wie Unkraut, brauchte keine Pflege und kaum Wasser. Daher wurde sie vor allem auf den sehr trockenen Inseln wie Lanzarote angebaut. Die Pflanze wurde nach der Ernte getrocknet und verbrannt. Ihre Asche enthält 40 % kohlensaures Natron. Das ist im Vergleich zu anderen sodahaltigen Pflanzen (bis zu maximal 20 %) sehr viel. Außerdem ist sie auch sehr reich an Magnesium. Uns schmeckt sie ausgesprochen gut und solange uns nicht der Seifenschaum aus dem Mund quillt ;-)) bereichert sie unseren Speisezettel.

Kiter am Playa de Famara, Kite Surfer, Lanzarote

Am nächsten Tag treffen wir uns mit Bekannten zum Strandspaziergang am Famarabeach. Es ist ziemlich windig und ein optimales Wetter für Kite-Surfer. Leider habe ich nur die kleine Kamera dabei und die Bilder von den spektakulären Sprüngen und Saltos der „Könner“ sind von begrenzter Qualität.

Kronen-Wucherblumen (Chrysanthemum coronarium L.), Frühling Lanzarote
Kronen-Wucherblumen (Chrysanthemum coronarium L.)

Auf dem Rückweg nach Charco entdecken wir kurz hinter Teguise ein ganzes Tal voller Kronen-Wucherblumen (Chrysanthemum coronarium L.). Von weitem sieht es fast aus als hätte es geschneit und auch hier genießen die Lanzarotenos mit Kind und Kegel die Blütenpracht. Leider fahren viele mit ihren Fahrzeugen – egal ob PKW oder Camper – einfach querfeldein in die üppig blühenden Wiesen. Das ist schade, denn nach und nach zerstören die vielen Fahrspuren die Blütenpracht. An einigen Stellen bildet die Tanger-Reichardie (Reichardia tingitana), gelben Matten bzw. mischt sich unter die weiß mit gelber Mitte leuchtenden Wucherblumen.

Kronen-Wucherblumen (Chrysanthemum coronarium L.), Frühling Lanzarote, Blumenwiese Kanarische Inseln
Kronen-Wucherblumen (Chrysanthemum coronarium L.), Frühling Lanzarote, Blumenwiese Kanarische Inseln
Kronen-Wucherblumen (Chrysanthemum coronarium L.), Frühling Lanzarote, Blumenwiese Kanarische Inseln
Kronen-Wucherblumen (Chrysanthemum coronarium L.) , Blüten Lanzarote Frühling

Die Coronaeinstufung der Insel ist immer noch bei 4 und ein Verlassen der Insel nur mit gutem Grund möglich. Das es uns langsam etwas langweilig wird ist kein guter Grund und so vertreiben wir uns die Zeit mal wieder mit einem Strandspaziergang am Famara Beach. Gestern war es ziemlich windig und am Strand wurden viele spanische Galeeren angespült. Es sind auch größere Exemplare darunter und wir sind froh, dass wir sie nicht an der anderen Seite der Insel an unseren Lieblingsbadestränden haben. Auch die recht speziell aussehenden Segelquallen (Velella velella) und Veilchenschnecken (Janthina janthina) wurden an den Strand gespült.

 

Auf der Rückfahrt nach Charco de Palo mache ich noch eine kleine Fotosession an einer wunderschönen Blumenwiese. Die Menge und Vielfalt der Blütenteppiche ist momentan faszinierend. Dieser Anblick ist für Lanzarote auch im Frühling nicht typisch. Bekannte, die hier seit über 35 Jahren leben sagen, dass es nur alle 6-7 Jahre eine solche Blütenpracht gibt.

 

Bei einem weiteren Spaziergang in Charco de Palo zeigt sich, dass es bald hier viele Schmetterlinge geben wird – jedenfalls wenn die Vögel nicht alle Raupen einsammeln, die sich an dem üppigen Pflanzenwachstum laben.

Frühling Lanzarote, Wohnmobil, Blumenwiese

Aus einer geplanten Wanderung auf dem Risco de Famara wird ganz schnell ein Picknick in den Blumenwiesen, als uns am Risco nur Nebel und Wind empfangen.

 

In den Wiesen bei Teguise scheint die Sonne und wir fühlen uns gleich wie in einer anderen Welt. Ich laufe durch die blühende Wiese, um schöne Bilder vom Sprinter zu machen. Anschließend haben meine Schuhe eine neue Färbung.

 

Auch wenn es vielleicht anders aussieht – der Sprinter fährt auf einem Feldweg und nicht durchs Blütenmeer!

Wir sind auf dem Weg nach Playa Blanca, aber bei Puerto Calero bietet sich uns ein so faszinierender Anblick, dass wir spontan einen Abstecher machen. Fast die ganze Landschaft zwischen der Autobahn und dem kleinen Hafenort ist lila! Ein einziges gewaltiges Blütenmeer, dass hier nicht von den bisher oft gesehenen Wucherblumen geprägt ist sondern von einer kleinblütigen Blume, die die ganze Landschaft mit einem lila Hauch überzieht. Es handelt sich um eine auf Lanzarote und Fuerteventura endemische Levkojen Art (Matthiola bolleana). Solch gigantische Blumenwiesen haben wir noch nie gesehen und das Gefühl durch diese Pracht zu spazieren ist auf Bildern einfach nicht wiederzugeben – vom Duft mal ganz zu schweigen!

Die nächsten Tage verbringen wir mal wieder an der Playa Mujeres. Die Piste die zu diesem Strand führt schaukelt uns trotz langsamer Fahrt und guten Schwingsitzen zwar ziemlich durch, aber dieser Ort ist die Mühe wert.

Am ersten Tag ist es recht windig und die Wellen am Strand schon recht beachtlich. Obwohl die Bilder ziemlich eindrucksvoll aussehen ist es nicht schwer ins Meer zu gelangen. Man sollte aber schon ein Auge auf den Rhythmus der Wellen haben und die regelmäßigen Pausen zwischen den großen Brechern abwarten. Ansonsten fühlt man sich wie ein Wäschestück im Schleudergang.

 

Während ich so am Strand sitze und auf die perfekte Welle warte landet ganz nah bei mir eine Möwe mit einem frisch erbeuteten Fisch. Das nenn ich Fotografenglück!

Die perfekte Welle

Große Welle, Schwimmer, Lanzarote, Strand

Eine Wanderung bei Ebbe über die flachen Felsen zu den anderen Stränden ist sehr interessant. Diesen Küstenabschnitt hatten wir ja schon zu Beginn unseres Aufenhaltes mit dem SUP erkundet, aber die Wanderung bringt viele zusätzliche Eindrücke. Vor allem die Vielfalt des geologischen Materials auf so einem kurzen Küstenabschnitt ist beeindruckend.

Das Wetter schlägt um und es wird wolkig und stürmisch. Wir fahren zum Playa de Janubio, einem der wenigen schwarzen Strände auf Lanzarote. Von ganz feinem, sandigen Kies bis größeren, rundgeschliffenen Kieseln ist an diesem Strand jede Körnung zu finden. Pechschwarz und immer wieder mit kleinen grünen Olivinsteinchen durchsetzt, die das Meer rundgeschliffen hat.

 

Die Wellen die sich an der Küste brechen sind beeindruckend und das, obwohl es zwar windig ist, von einem Sturm aber noch lange nicht gesprochen werden kann. Die Lagune, die den Strand von der gleichnamigen Saline trennt leuchtet heute in verschiedenen Türkistönen und bietet ein interessantes Farbenspiel.

Lagune am Playa de Janubio
Lagune am Playa de Janubio

Zum ersten Mal auf Lanzarote finde ich Seesterne. Einige an den Strand gespülte Exemplare sind schon recht mitgenommen. Ich befördere sie zurück ins Meer, bin mir aber nicht sicher, ob es sie wirklich rettet. Bei Ebbe kann ich zwischen größeren Felsbrocken unversehrte Exemplare finden. Einige von ihnen haben intensive rot bis orangene Färbungen.

Lagune zwischen Saline und Playa de Janubio
Lagune zwischen Saline und Playa de Janubio

Am nächsten Tag – das Wetter hat sich nicht wesentlich geändert – wollen wir uns die Naturpools bei Los Charcones anschauen. Sie sind nicht weit vom Playa de Janubio entfernt. Entlang der alten Straße Richtung Playa Blanca fahren bis bis zu der Abzweigung zu dem Wasserwerk. Dieser Straße folgen wir bis zu einem kleinen Parkplatz an der Küste. Die von hier weiter nach Süden führenden Pisten sind ziemlich schlecht und wir beschließen lieber uns als den Sprinter zu bewegen.

 

Nach rd. 2,5 km erreichen wir Los Charcones und können von oben auf das rd. 30 Meter tiefer liegende Felsplateau mit den diversen Rockpools schauen. Der Abstieg zu den Becken ist mit ziemlicher Kletterei verbunden und da das Wetter nicht gerade zu einem Bad verführt, betrachten wir das Ganze nur von oben. Bei Sonne und ruhiger See mag es ganz nett und auch recht fotogen sein hier ein Bad zu nehmen. Zumindest solange Ebbe herrscht. Erst vor einer Woche wurde hier ein Unvorsichtiger von einer Welle in das noch einmal rd. 10 Meter tiefer liegende Meer gespült. Glücklicherweise konnte er, wenn auch unterkühlt und mit reichlich Abschürfungen, noch rechtzeitig von einem Hubschrauber aus dem Meer gezogen werden.